Angola 02.08.15 - 31.08.15

Das Abenteuer Angola begann eigentlich bereits in Windhoek. Für die Einreise benötigen Deutsche ein Visum, das sie sich eigentlich in Berlin besorgen müssen. Das wurde uns auch in Namibia gesagt. "Besorgt euch das in eurem Heimatland." hieß es von der Mitarbeiterin der angolanischen Botschaft. Nachdem wir ihr unsere Situation erklärt haben, gibt sie uns nach Rücksprache mit ihrem Chef zumindest eine Liste. Auf dieser sind ca. 6 Dokumente und Nachweise, die wir erbringen müssen, um ein Visum überhaupt nur beantragen zu können. Das schwierigste darunter ist ein Einladungsschreiben eines angolanischen Staatsbürgers.

 

Nach vielen fehlgeschlagenen Versuchen einen Angolaner zu finden, der uns einlädt, spielt uns das Glück in die Karten. Ein namibianischer Farmer, bei dem wir zu Gast waren, kennt wiederum einen anderen Farmer, der Angolaner ist und dazu auch noch Deutsch spricht. Er begleitet uns sogar zur Botschaft. Dies erleichtert die Sache um einiges, da wir zu diesem Zeitpunkt so gut wie keine Kenntnisse in Portugiesisch haben. Nach drei(!) Tagen können wir unsere Pässe mit den Visa abholen. Die Tür in das nach aussen so abgeschottete Land ist offen. Auch unsere Sprachkenntnisse sollten sich bald bessern.

 

Angola macht von Anfang an einen zwar äußerst armen, aber umso freundlicheren und friedlichen Eindruck auf uns. Nach vielen Generationen der Kolonialisierung durch die Portugiesen und dem Blutvergießen während des jarhzehntelangen Bürgerkrieges haben die Menschen genug von Gewalt, Angst und Ungewissheit.

 

Der Aufenthalt beginnt mit einer fürchterlichen Piste, der wir etwa 90 Kilometer bis zur asphaltierten Hauptstraße folgen. Die Räder (und unsere Knochen) werden wieder einmal auf eine härtere Probe gestellt.

Als wir die von Chinesen erbaute Asfaltstraße erreichen, wirkt diese oft, als sei sie in die Landschaft retuschiert worden. Das moderne Transportband will nicht so recht in eine Umgebung passen, die sich seit Jahrhunderten nicht verändert zu haben scheint. Die allermeisten Menschen führen das harte Leben von Subsistenzbauern. Das Beschaffen von Nahrung und Geldeinkommen stehen an vorderster Stelle, um die oft vielköpfigen Familien irgendwie ernähren zu können. Von zentraler und herausragender Bedeutung dabei sind die Frauen. Sie kümmern sich nicht nur um die oft zahlreichen Kinder, sondern schmeissen auch den Haushalt, holen täglich über teils lange Wegstrecken Trinkwasser und verkaufen die Ernte auf den Märkten. Wir beide haben allerhöchsten Respekt vor dem, was wir auf unserem Weg durch das Land von der weiblichen Bevölkerung gesehen haben.

 

Dass das Land wohl eines der reichsten in Afrika ist, wissen die Menschen hier entweder nicht oder sie haben schlicht und weg andere Probleme. Auch dem Besucher zeigt sich dieser Reichtum nicht, wenn er auf den Straßen Angolas unterwegs ist. Fakt jedoch ist: Sowohl an natürlichen Ressourcen als auch an landwirtschaftlichem Potenzial mangelt es dem Land nicht. Es gibt unglaublich viele Flüsse. Gleichzeitig haben viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Es mangelt an ordentlichen Bildungseinrichtungen, an qualifizierten Lehrern oder an einfachster Gesundheitsversorgung.

 

Uns fällt es oft schwer die offensichtlichen Konsequenzen von (kolonialer Vergangheit,) Krieg, Korruption und Misswirtschaft auf der einen, und die Herzlichkeit, Offenheit und Gastfreundschaft der Menschen auf der anderen Seite zu verarbeiten. Die Gegensätze sind äußerst groß und mit unseren mitteleuropäischen Wahrnehmungs- und Bewertungsschablonen nur sehr schwer zu fassen.

 

Angola besitzt eine sehr dünne touristische Infrastruktur. Da es kaum Zimmer gibt (und wenn sind diese unverschämt teuer) zelten wir nahezu jede Nacht. In Lubango, der ersten Großstadt auf unserer Route, übernachten wir auf dem teuersten Zeltplatz unserer gesamten Reise. Pro Person und Nacht bezahlen wir für unser Zelt satte 25 US$! Eine Frechheit! Es ist jedoch tatsächlich die günstigste Variante in dieser Stadt zu nächtigen. Eine andere Möglichkeit, von der wir merhmals Gebrauch machen, ist bei katholischen Missionen zu fragen. Von diesen gibt es übers ganze Land verteilt recht viele.

 

Ansonsten fragen wir einfach bei Großfamilien die in mehrern Hütten an der Straße leben und werden immer herzlich von ihnen willkommen geheißen. Natürlich sind wir mit unserer Ausrüstung stets das Interessanteste überhaupt und wir werden oft von vielen Augenpaaren genauestens beobachtet. Aber nach einer Weile, meist wenn es ans Abenbrot kochen geht, sinkt das Interesse doch merklich und wir haben unsere Ruhe. Diese Ruhe hält nicht immer lange an. Da die Angolaner Musik im Blut haben, wird abends, nachdem wir uns bereits hingelegt haben, der Generator angeworfen und die Musikanlage herausgeholt. Meist ist die Lautstärke im Rahmen. Nur einmal wird auf einer sehr schlechten Anlage ein eigentlich interessantes Lied gefühlte 1.000 Mal bei circa 140 Dezibel direkt neben unserem Zelt gespielt. Eine Stunde nachdem die Musik endlich verstummt, kräht der erste Hahn und läutet so den neuen Tag ein. Keine erholsame Nacht also. Negative Erlebnisse bleiben jedoch die Ausnahme in diesem reizvollen Land mit seinen wunderbaren Einwohnern.

 

Als wir Calulo im Nordwesten erreichen, ändert sich der Verlauf unserer Reise unerwartet und abrupt. Aus familiären Gründen entscheiden wir uns, innerhalb von zwei Tagen, die Reise abzubrechen. Unser Weg führt uns nun in die angolanische Haupstadt Luanda, die wir eigentlich meiden wollten. Hier befindet sich aber der nächste internationale Flughafen, von dem aus wir das Land ein paar Tage später in Richtung Heimat verlassen.

 

Ein paar sehr hilfsbereite Menschen in Luanda helfen uns mit ihrer unglaublichen und spontanen Gastfreundschaft das für uns ebenso plötzliche wie bedrückende Ende dieser langen Reise besser zu bewältigen. VIELEN DANK nochmal dafür!!!