Australien 01.08.14 - 

Nach der Reizüberflutung auf allen Kanälen und rund um die Uhr in Indonesien freuen wir uns vor allem auf das Allein sein und die Ruhe in Australien. Nach dem Verlassen des Flughafens in Darwin merken wir sofort, dass wir wieder in einem "westlichen" Land sind. Alles läuft strukturierter und ruhiger ab als noch in Indonesien.



Dass wir auf einem anderen Kontinent sind, spiegelt sich allerdings auch im Preisniveau wider. Für unser kleines Zelt bezahlen wir satte 50 australische Dollar pro Nacht. Eine Frechheit! Die Lebenshaltungskosten in Australien sind generell teurer als in Deutschland. Die Menschen hier verdienen in der Regel aber auch besser.



Die gelassene und entspannte Art der Australier gefällt uns von Anfang an. Das Wichtigste jedoch ist, dass wir uns mit den Menschen wieder unterhalten können. So drehen sich die Gespräche nicht mehr nur um unsere Namen, unsere Herkunft und unsere Route. Sondern wir können mehr über Land und Leute erfahren. Das Reisen macht so einfach um einiges mehr Spaß.



Als wir Darwin verlassen ist die Umgebung leicht bewaldet und es gibt sogar ein paar Hügel zu erklimmen. In Katherine, ca. 300 km südöstlich, gibt es im vorerst letzten Supermarkt die Möglichkeit die Vorräte bis zum Bersten der Taschen aufzufüllen. Das Land ist unbeschreiblich groß! Bis zur nächsten ordentlichen Einkaufsmöglichkeit (kein völlig überteuerter Dorfladen) sind es tatsächlich über 1.500 km! Zwischen zwei Dörfern mit jeweils etwa 300 Einwohnern und einer Poststelle, die zugleich als Laden und Informationsquelle dient, liegen mehr als 1.000 km! Dazwischen gibt es auf unserer Route lediglich eine Handvoll Farmen und drei Roadhouses. Das sind einfache Raststätten mit einer Tankstelle und einem Campingplatz.



Die Wasserversorgung stellt zum Glück dass geringere Problem dar. In regelmäßigen Abständen gibt es auf den Fernstraßen "Rest Areas". Dabei handelt sich um einfache Rastplätze mit sonnenbedachten Tischen und Bänken sowie meist einem Wassertank. Bis zu 42 Liter gefiltertes Wasser tragen unser Packesel an manchen Tagen. Das reicht für etwa vier Radeltage.



Fahren wir anfangs noch durch bewaldetes Gebiet, erreichen wir in den "Barkly Tablelands" schier endlose, flache Grasstepen. Es ist ein herrliches Gefühl als kleine Punkte durch die immensen Weiten zu pedalen. Unser ständiger Begleiter dabei ist der Wind. Dummerweise kommt dieser stets aus der falschen, nämlich der unserer Fahrtrichtung entgegengesetzten Richtung. Ist er zu Beginn lediglich unangenehm, wird er in den Tablelands teils so heftig, dass wir nurmehr mit 10 km/h dahinkrauchen. Nach einigen Tagen haben uns jedoch damit abgefunden und nahmen die Herausforderung freudig an. Erst als wir nach 1.800 km die Stadt Mount Isa erreichen, flacht die Luftbewegung merklich ab. Mit rund 23.000 Einwohnern ist Mount Isa die größte Stadt in einem Umkreis von 600 km. Auch die Temperaturen sind relativ hoch. Der Backofen Südostasien hat uns allerdings gut darauf vorbereitet.



Der spärliche ländliche Verkehr besteht überwiegend aus Caravans, Road Trains und Allrad-Pickups. Die Caravans werden meist von älteren Menschen, die bis zu 53 m langen Road Trains (mit bis zu vier Aufliegern) von Berufskraftfahrern und die Pickups von Farmleuten gefahren. Alle fahren recht umsichtig. Aber auch hier gilt: Idioten gibt es überall! Die Straßen sind in gutem Zustand und meist recht breit.



Auch nachts rollt der Verkehr und die Lastkraftzüge überfahren alles, was sich nicht rechtzeitig von der Straße flüchten kann. Zu 90% sind es Kängurus, die den massiven Gespannen zum Opfer fallen. Aber auch Adler, Wildschweine und sogar Rinder sind dabei. Besonders in Queensland gibt es Streckenabschnitte, auf denen mindestens alle 100 m "Roadkill" in verschiedensten Verfallsstadien und Duftrichtungen an oder auf der Straße liegt. Da wir meist Gegenwind haben, kommen wir so den ganzen Tag lang in den Genuß eines olfaktorischen Erlebnisses der Extraklasse.



Natürlich begegnen wir nicht nur toten, sondern auch zahlreichen quicklebendigen Tieren. Neben den allgegenwärtigen Kangurus, sehen wir unter anderen Adler, Papageien, Kakadus, Pelikane, Wellensittiche, Wildpferde und Emus. Von den zahlreichen gefährlichen und giftigen Tieren Australiens bekommen wir (glücklicher Weise) keines zu Gesicht.



Australien ist in unseren Augen ein herausragendes Radelland. Mit etwas Pathos kann man getrost schreiben, dass die Weite, die Abgeschiedenheit und die Ruhe Gefühle der Freiheit hervorrufen, die wir in dieser Intensität nur in wenigen anderen Ländern genießen konnten. Freies Zelten wird nahezu überall toleriert. Also schlagen wir unser Zelt einfach da auf, wo es uns gefällt oder wo wir gerade eine geeignetes Plätzchen finden.



Wir sind gespannt auf den weiteren Weg entlang der "Great Dividing Range" in Richtung Sydney und schicken ein herzliches "G'Day mates!" in die Heimat und besonders nach good old "Machdeborch".

 

Wilde Wellensittiche in Queensland

Sam West singing and playing guitar in Emerald