Australien 01.08.14 - 31.10.14

Im zweiten Teil unserer Australientour hat sich unser Radleralltag im Wesentlichen nicht verändert. Wir stehen fast noch im Dunkeln auf, fahren los, machen Essenspausen (wir essen fast bei jeder noch so kleinen Pause irgendetwas), freuen uns des Lebens, finden abends oder spätnachmittags ein Plätzchen zum Zelten und Schlafen. Mit kleinen Unterbrechungen befinden wir uns in dem Film "Und täglich grüßt das Murmeltier". Das klingt erstmal sehr langweilig. Aber wir genießen in vollen Zügen die Ruhe und die Natur.



In Australien könnte man meinen, dass sich die Landschaft nur seeeehr langsam ändert und man Tage oder Wochen durch monotone Einöde fährt. Jeder Australier würde uns das bestätigen. Als Radfahrer jedoch entwickelt man ein Auge für das Detail. Wir beobachten sehr präzise und erhaschen mit sämtlichen Sinnen jede noch so kleine Veränderung. So empfinden wir zum Beispiel geringe Windveränderungen als große Erleichterung oder eine weitere Eukatyptusart scheint die Landschaft stark zu verändern.



Im Verlaufe der Durchquerung von Queensland kommen wir durch Zeckengebiet und haben keine Chance den kleinen Biestern zu entkommen. Das heißt für uns jeden Abend alles ausschütteln was mit ins Zelt kommt und uns selber gründlich absuchen. Die Zecken sind manchmal nahe daran uns den letzten Nerv zu rauben. Sie fallen hier von den Bäumen. Mittags müssen wir uns von ihnen befreien nachdem wir unter einem Schatten spendenden Baum aßen.


Kaum war die Zeckenplage vorbei, kam auch schon die nächste: Elstern. Mittlerweile ist es Frühling und die Elstern werden zu lästigen Erscheinungen. Sie tauchen aus dem Nichts auf, greifen immer nur von hinten an und verfolgen dich einige Hundert Meter. Einige Male hören wir urplötzlich dicht neben unseren Ohren ein gefährliches Schnapp. Haben wir unsere Helme bis dato lediglich als Sonnenschutz getragen, können sie uns nun zusätzlich vor der Elsterplage schützen. Einer der Vögel fliegt tatsächlich in Gerganas Helm.
Im Gegensatz dazu genießen wir die Anwesenheit aller anderen Vögel sehr. So viele unterschiedliche bunte Fiederfreunde haben wir in noch keinem anderen Land erleben dürfen. Waren es im Outback die Adler, Falken, schwarze Kakadus und Wellensittiche, sind es in Küstennähe weiße und rosafarbene Kakadus, verschiedene Papagaien, Kookaburra und viele mehr. Die Gesänge unserer Wegbegleiter sind sehr vielfältig. Ein Vogel klingt wie die Geräusche aus einem alten Radio. Der Kookaburra hingegen klingt wie ein lachender Affe.



Wo wir schon einmal bei den Tieren sind. Wir haben auch die seltsamen eierlegenden und säugendenn Kreaturen Echidna (sieht aus wie ein kleines Stachelschwein) und Platypus (sieht aus wie ein Bieber mit Schnabel) beobachten dürfen.
So oft wir die unterschiedlichsten Tiere gesehen haben, so oft hat man uns vor diversen Schlangen gewarnt, die natürlich auch immer die absolut giftigsten sind. Gesehen haben wir (in lebendigem Zustand) nur eine einzige kleine Schlange in einem Bach. Eine sehr scheue Schlangenart, die nur angreift, wenn man sie in die Enge drängt.


Wenn man an Australien denkt, denkt man automatisch es ist heiß, trocken und flach. Auch wir haben uns von diesen Gedanken etwas täuschen lassen. Das es nicht nur flach ist, haben wir gleich zu Beginn herausgefunden. Im Northern Territory und Teilen von Queensland ist es zwar hauptsächlich flach. Kommt man aber in die Nähe der Ostküste, wird es, insbesondere in New South Wales, sehr hügelig. Wie schon in Indonesien, sammeln wir auch hier viele steile Höhenmeter ohne dabei sonderlich in die Höhe zu fahren. Spätestens in den Blue Moutains, westlich von Sydney, kommt dann noch dichter Nebel hinzu. Dieser kommt dort ziemlich häufig vor. An einem solchen Tag wird es auch im ach so heißen Australien im Frühling zur Mittgaszeit gerne mal lediglich 7°C. Spätestens dann haben wir den gedanklichen Fehler "heiß und trocken" hinter uns gelassen.



Wir sind nun schon über anderthalb Jahre unterwegs und erst hier konnte unser Zelt zeigen, was es im Dauerregen so drauf hat. Vorher mussten wir noch nie im Regen zelten. Übrigens heißt New South Wales nicht umsonst so. Die Landschaft sieht oftmals tatsächlich so aus wie im europäischen Wales. Es gibt nur etwas mehr Bäume im australischen.


Auch haben wir wieder die Bekanntschaft wunderbarer Menschen gemacht. Menschen, die selber viel gereist sind, manchmal noch zu Zeiten als das Reisen ganz andere Abenteuer barg. Dieser Austausch von Anekdoten und spannenden Geschichten ist Öl für unser Fernwehfeuer und zeigt uns etwas mehr von der Welt wie sie war und wie sie ist.

Street Art in Sydney