Iran 02.07.2013 - 31.08.2013
Iran ist nicht Irak und erst recht nicht Saudi-Arabien. Das was die Medien berichten ist nur ein kleiner Teil von dem, wie das Land wirklich ist. Iran ist eines der sichersten Reiseländer, durch die wir fahren. Die Menschen hier sind sehr freundlich und mehr als hilfsbereit. Wenn wir unterwegs sind, geben sie uns zu Essen und zu Trinken. Auch im Ramadan ist es für uns als Nichtmuslime und Reisende kein Problem tagsüber zu essen. Nur sollte man in der Stadt ein ruhiges Plätzchen suchen oder in einen Park gehen. Auch reisende Muslime, die min. 36 km fahren, können ihr Fasten brechen.
Wir haben oft die Möglichkeit bei iranischen Familien zu übernachten, oder uns mit jungen Studenten zu unterhalten. Die Menschen sind sehr unterschiedlich - mal mehr, mal weniger gebildet und mal mehr, mal weniger religiös. Die allermeisten sind gegen die Regierung bzw. gegen das Mullah-Regime. Alle wünschen sich einen Wandel. Mit vielen können wir uns offen über Politik unterhalten. Und es macht uns traurig, wenn wir die verschiedenen Geschichten über Unterdrückung und Diktatur hören. Was für die Menschen in Deutschland alltäglich ist, kann für die Bevölkerung im Iran gefährlich werden. Wer mit Alkohol erwischt wird, dem kann die Todesstrafe drohen. Wer sich antiislamisch äußert, könnte festgenommen werden. Manchmal reicht es aus, sich als logisch denkender Student in der Universität eine Frage zu stellen, die man als antiislamisch auslegen könnte. Die Menschen möchten selbst entscheiden können, wie sie ihre Religion leben.
Sie möchten reisen und sich uneingeschränkt über das Weltgeschehen informieren können. Viele junge Iraner umgehen die Schranken im Internet. Aber viele, besonders ältere, können es nicht. So hat ein Großteil der Bevölkerung das Land noch nie verlassen. Dementsprechend werden wir mal freundlich, mal irritiert angeschaut. Aber fast alle begrüßen uns. So hören wir tausend mal am Tag "Hello", "How are you", "I love you". Einige sprechen uns an und möchten sich einfach nur ein bisschen unterhalten. Viele Iraner sprechen sehr gutes Englisch, so dass die Verständigung meistens kein Problem ist.
So und nun etwas zu unserer persönlichen Iranreise.
Am Einreisetag waren wir sehr aufgeregt. Wir hatten schon so viel von anderen Reisenden über das Land gehört, dass wir sehr neugierig geworden sind. Schon am Grenzübergang waren die Leute sehr nett. Sie hatten sogar eine Mitarbeiterin, die für Touristen zuständig war.
Am ersten Abend wurden wir gleich von einer netten Familie eingeladen. Es gab ein großartiges Essen. Natürlich wurden auch Freunde und Familie zum Essen eingeladen. Diese Begebenheit wiederholt sich ständig. Iranreisende werden genau wissen, was wir meinen und zukünftige Iranreisende können sich schon darauf freuen.
Die ersten Tage fahren wir Richtung Tabriz. Doch bevor wir dort ankommen, treffen wir auf den unglaublichen Akbar. Jeder der mit dem Rad die selbe Strecke gefahren ist, kennt ihn. Er hilft allen Radfahrern.
In Tabriz angekommen, zelten wir mitten in der Stadt auf einem sehr schönen Campingplatz. Jede große Stadt hat so einen passengers campsite, auf dem nur Reisende zelten dürfen. Dort gibt es alles: Dusche, Security und Internet. Im Gegensatz zu unserem Zeltplatz am Tag zuvor, wir haben zwischen Bundesstraße und Hochspannungsanlage geschlafen, ist es ein Traum. Dort treffen wir auf das neuseeländische Pärchen Ana und Landon. Beide haben in London gelebt und fahren mit dem Fahrrad wieder nach Hause nach Neuseeland.
Die nächsten drei Wochen fahren wir zusammen und teilen die Emotionen, z.B. bei frustrierendem Gegenwind oder liebevollen und durchgeknallten Iranern. Gemeinsam lernen wir das Kaspische Meer und die Städte Tehran, Esfahan und Yazd, wo sich unsere Wege leider trennen, kennen.
Ana und Landon haben wir sehr lieb gewonnen und besuchen sie im nächsten Jahr in Neuseeland.