Namibia 24.05.15 - 12.06.15

Die Nacht, bevor wir nach Namibia einreisen, verbringen wir bei der Polizei.

 

Micha hat an dem Tag gleich zwei Platten, so dass wir erst zur Abenddämmerung in dem südafrikanischen Grenzort Rietfontein ankommen. Bevor wir lange nach einem Schlafplatz suchen müssen oder auch noch dafür bezahlen müssen, gehen wir gleich zur Polizeistation und fragen, ob wir unser Zelt dort aufschlagen dürfen. Die Station ist, bis auf einen Gefangenen, verlassen. Also rufe ich den Polizeichef aus dem benachbarten Haus heraus und bitte ihn um Erlaubnis. Er ist sehr freundlich und sagt uns, dass wir uns einfach irgendeine Ecke aussuchen sollen. Gesagt, getan.

 

Leider sind wir auf dem Revier der kleinen Hunde des Polizeichefs. Nachdem wir uns niedergelassen haben, sind wir damit beschäftigt die Hunde davon abzuhalten unser Zelt zu markieren. Kaum sind wir etwas später in unserem Zelt geht das Flutlicht an und die Wochenendpartyleute fahren mit lauter Musik ständig die Straße rauf und runter. Irgendwie überstehen wir auch diese Nacht und fahren aufgeregt zur Grenze. Dort läuft alles sehr entspannt ab.

 

Ab nun fahren wir bis auf kurze Ausnahmen ausschließlich auf Pisten. Mehr als 1.000 km "Pad", wie die unbefestigten Straßen hier auch genannt werden, stehen auf dem Tacho als wir in Windhuk ankommen. Diese sind jedoch zumeist sehr gut und an einigen Stellen sogar besser als Asphalt.

 

Da Namibia lediglich 2,2 Millionen Einwohner hat und ein Großteil davon in Windhoek und im Norden des Landes lebt, ist es auf dem Lande recht einsam. Wir fühlen uns um so wohler. Erst recht wenn uns jeder bestätigt, dass Namibia ein vergleichsweise sicheres Land ist. Der Verkehr ist recht spärlich und gegen Abend übernachten wir meistens auf einer Farm. Oft werden wir von den Farmern eingeladen. Mal wird abends zusammen gegrillt, mal gibt es dazu noch eine Rundfahrt über das Farmgelände auf dem Bakkie (Pick Up) oder auf dem Uri (sehr robuster Geländwagen). Dann dürfen wir auf der Ladefläche stehen und das Gesicht in den Wind strecken. Das macht unglaublich viel Spaß und ist eine willkommene Abwechslung.

 

Wir bekommen Besuch aus Magdeburg und haben bis dahin noch recht viel Zeit. Also schlafen wir aus, fahren gemütlich und schlagen frühzeitig unser Nachtlager auf. Wir machen sogar noch einen Abstecher in Richtung südafrikanischer Grenze. Eine Farmersfamilie lädt uns zu sich nach Hause ein. Gern nehmen wir den Umweg auf uns und besuchen Dinah und Johan. Die Gegend, wo sie zu Hause sind, ist sogar für namibianische Verhältnisse dünn besiedelt. Ihr nächster Nachbar ist 25km entfernt. Sie besitzen insgesamt 30.000 ha Land und etwa 16.000 Schafe. Da gibt es für uns viel zu sehen und zu entdecken. Wir lernen alle acht Arbeiter kennen und sind mit dabei, wenn Johan auf der Farm arbeitet. Wir fahren gemeinsam die Wasserdämme ab, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist. Das geschieht zwei Mal in der Woche. Wie überall wird auch hier das Grundwasser hochgepumpt. Die Bohrtiefe ist allerdings je nach Region ganz unterschiedlich. Johan muss auf seiner Farm 120 m tief bohren um an Grundwasser zu kommen. Das Wasser ist dazu auch noch leicht salzig. In der Umgebung von Windhoek können schon 6 m tiefe Bohrungen reichen.

 

Bei Dinah und Johan lernen wir die traditionelle Küche kennen und bekommen gezeigt, wie man ein Schaf zerlegt und welches Fleisch für welche Verarbeitung gut ist. Was das Essen angeht, ist Namibia kein Land für Vegetarier. Hier wird alles gegessen, was man schießen kann. So haben auch wir einiges probiert, von den verschiedenen Antilopenarten bis zum Zebra. Wobei der für uns Springbock an oberster Stelle steht. In den teuersten Restaurants kann man kein besseres Fleisch bekommen als hier. Die Tiere leben frei, natürlich mit viel Platz und ohne unnötige Medikamentation.



Bald machen wir uns weiter auf den Weg in Richtung Windhoek. War anfänglich alles auf Afrikaans, gibt es nun immer mehr Farmen mit deutschen Namen. So kommen wir an Blankenese, Osterode und an Jena vorbei. Auf dem Schild der Farm Jena finden wir Aufkleber vom Fußballclub Wismut Aue. Da kann es sich Micha natürlich nicht verkneifen, eine passende Antwort hinzuzufügen.



Nach unserer interessanten Zeit in der Kalahari, in der wir viel Neues lernen, kommen langsam wir in den Großraum Windhoek. Kurz vor der Stadt geben meine Bremsen den Geist auf. Erst traue ich mich noch mit durchgezogener Bremse so gut es geht langsam Berg auf und Berg ab zu fahren. Doch dann wird mir es zu gefährlich und ich schiebe die letzten Kilometer. Zum Glück hat "Magura" uns kostenfrei zwei neue Bremsen geschickt. Vielen Dank dafür!



In Windhoek wohnen wir anfangs bei der Magdeburgerin(!) Melanie. Wie das so ist, kennen wir jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt. So haben wir den Kontakt zu einer Magdeburgerin bekommen. Wir verstehen uns gut und dürfen ein paar Tage bei ihr bleiben, bis unser Besuch, Michas Mama, aus Magdeburg kommt.