Namibia 13.07.15 - 02.08.15

Nach der abwechslungsreichen und für die Radlerbeine erholsamen Rundtour mit dem Allradfahrzeug geht es Mitte Juli abermals auf die Stahlesel. Da wir die für namibianische Verhältnisse dicht befahrene Hauptstraße in Richtung Norden vermeiden wollen, heißt es für uns abermals Piste. Dieses Mal schlängelt sich das Schotterband durch das Khomas-Hochland. Es geht ständig hoch und runter. So sammmeln wir wieder etliche Höhenmeter. Belohnt werden wir abermals durch die beeindruckende Landschaft und wunderbare Ausblicke. Da sich auf der "Pad" viel Rosenquarz befindet, denken wir manches Mal, dass wir auf Edelsteinen fahren.

 

Die Gastfreundschaft, die wir bereits in der Kalahari erfahren durften, begegnet uns auch jetzt wieder. Die Landwirte sind sehr freundlich und freuen sich über Besuch in der Abgeschiedenheit ihrer Farmen. Es gibt Tage, an denen begegnen uns lediglich einige wenige Fahrzeuge während wir radeln: Wir lieben Namibia!

 

Auf dem Weg in Richtung Norden wird irgendwann die Landschaft flacher und das Radeln einfacher. Zudem löst der Asphalt die Steinchen als Straßenbelag wieder ab. In der Einsamkeit zwischen Outjo und Kamanjab hält unvermittelt ein Pickup neben uns. Der Fahrer versorgt uns mit Limonade und gibt uns seine Nummer. Wir sollen ihn anrufen, wenn wir Kamanjab erreichen. Er hat dort ein leerstehendes Farmhaus, das wir nutzen können solange wir wollen. Dieses vertrauensvolle Angebot nehmen wir gerne an und bleiben zwei Nächte. Hier ruhen wir uns aus und stocken die Vorräte auf. Schließlich sind es bis zur nächsten nennenswerten Ortschaft (Ruacana) knappe 300km.

 

Die gut ausgebaute Straße führt westlich direkt am "Etosha National Park" entlang. Diesen haben wir einige Tage zuvor noch mit dem Auto besucht. Wir erfuhren, das die Parkleitung Probleme hat, den maroden Zaun instand zu halten. Die Tiere, auch die Löwen, können den Park also verlassen. Vor der Abfahrt aus Kamanjab gehen wir zur örtlichen Polizeistation und fragen, ob es deswegen auf den Rädern Probleme geben könnte. Die Antwort lautet eindeutig: Nein! Tagsüber gibt es keine Probleme.

 

Vom schlechten Zustand des Zauns können wir uns am nächsten Tag selber überzeugen. An manchen Stellen klaffen große Löcher. Als die Sonne bereits etwas tiefer steht erreichen wir einen veterinärmedizinischen Kontrollposten. Eine anwesende Polizistin schaut uns voller Verwunderung an: "Sind euch unterwegs denn keine Löwen begegnet?" Uns klappen fast unsere Kinnladen herrunter. Auf Nachfrage bestätigt sie uns, dass oft Löwen bei Dämmerung das Gelände des Nationalparks verlassen. Dann gehen sie außerhalb auf Jagd nach Rindern. Neben Radlern sind die Tiere leichte Beute für die Raubkatzen. Im Sattel sitzend verzichtet man lieber auf eine Begegnung mit den gut ausgerüsteten Jägern. Unterwegs begegnen wir anderen, glücklicher Weise wesentlich harmloseren, Tieren. Neben Kudus sehen wir Zebraherden, die in wenigen Metern Abstand vor uns hertraben. Auch einige Giraffen sehen wir am Wegesrand.

 

Hinter dem Veterinärzaun beginnt das Namibia der dunkelhäutigen Bevölkerung. Im Norden des Landes verschwinden die sonst allgegenwärtigen Zäune. Wir radeln durch offenes Land. Die großen Farmhäuser werden ersetzt durch kleinere Bauten. Oft sehen wir, versteckt im Busch, aus Naturmaterialien gebaute Hütten. Die Umgebung vermittelt ein ursprünglicheres Gefühl und gibt einen kleinen Einblick, wie es hier ausgesehen haben könnte, bevor die Europäer kamen.

 

Nach einer Pause im beschaulichen und erholsamen Ruacana (und einer nächtlichen Golfübung mit unseren Gastgebern) machen wir uns auf den Weg zur angolanischen Grenze. Bis zum Übergang fahren wir auf guter Asphaltstraße. Danach ändert sich das Bild abrupt...