Neuseeland Nordinsel 31.10.14 - 13.12.14
Wir sind im südlichsten Land unserer Reise angekommen. Weiter südlich liegen nur noch Chile, Argentinien und die Antarktis. Ups, haben wir damit etwa schon einen kleinen Hinweis auf unsere weitere Route gegeben?
Zurück zu Neuseeland. In Auckland heißen uns erstmal unsere neuseeländischen Freunde, mit denen wir im Iran zusammen gefahren sind, willkommen. In deren heimeligen zu Hause können wir uns ausruhen und neue Kraft für die nächste Etappe sammeln.
Wir fahren entlang der Ostküste der Nordinsel Richtung Süden. Das "East Cape" ist Maorigebiet. Hier können wir ein wenig in die alte Maorikultur eintauchen. Besuchen Maraes und zelten davor. Ein Marae ist das Gemeinschaftshaus der Maori. Dort werden die Festivitäten veranstaltet, dort trifft man sich oder nutzt es als Rückzugs- und Beratungsort. Oftmals gibt es auch einen Friedhof. Jede Gemeinde hat ein solches. Es ist immer mit Schnitzereien versehen und mit einer bestimmten Muschelart verziert. Die Schnitzereien und die Tätowierungen erzählen die Geschichte der Maori. Viele Frauen tragen, das für uns ungewöhnliche, Moko. Die Tätowierung an Mund und Kinn. Obwohl die Tradition gelebt wird (anscheinend, für uns Außenstehende), und die Sprache gesprochen wird ( in ganz Neuseeland findet man in der Öffentlichkeit vieles zweisprachig), hat auch bei den Maori die Modere Einzug gehalten. Es gibt wahrscheinlich keinen Maori mehr, der ausschließlich nach alter Tradition lebt.
Des öfteren klingeln wir an einer Haustür und fragen, ob wir neben so einem Marae unser Zelt aufbauen dürfen. Jedesmal bekommen wir ein unkompliziertes "sweet as" als Antwort. Das bedeutet so viel wie "geht in Ordnung", "kein Problem" und ist auf der Nordinsel, ob vom Jugendlichen oder Rentner, eine allseits beliebte Antwort. Damit sind wir bei der witzigen und sympatischen Aussprache der Neuseeländer. Zu Flip Flops sagen sie "Jandals" (eine Verkürzung von "japanese sandals") und zu Fish and Chips wird auch gerne mal "grease" geagt. Den Buchstaben "e" sprechen sie oftmals sehr lang wie in dem deutschen Wort "See" aus. So gibt es schon mal fragende Gesichter, wenn wir nach Eiern fragen und das Wort "eg" wie "äg" aussprechen und nicht wie "eeg".
Wenn man schon in Neuseeland ist, das für viele eines der beliebtesten Fahrradländer ist, muss man natürlich auch mal die Asphaltstraße verlassen und einen Mountainbike-Trail fahren. Das ist ein Abenteuer. Wir leihen uns jedoch keine MTBs aus, sondern denken, dass es mit unseren erprobten Rädern schon gehen wir. Gehen tut schließlich alles irgendwie. Beim Pakihi-Track am East Cape haben wir nur mit Tagesgepäck in den vorderen Packtaschen noch Spaß. Obwohl der Weg ziemlich schmal und steinig ist, freuen wir uns mitten in der Wildnis fahren zu können. Im Süden der Nordinsel fahren wir wiederum einen MTB-Trail entlang der Küste und hoffen, dass wir auch voll beladen gut durchkommen. Der Anfang war zwar durch Bachüberquerungen und Schotter langsam, aber die raue Natur entschädigt. Nachdem wir den Großteil schieben müssen, weil der Sand zu tief war und weil die Steine größer und felsiger wurden, nachdem wir unser Fahrrad einige Male abladen und aufladen mussten, ist der Spaß vorbei und wir schlagen uns frustriert durch. Da hilft auch nicht mehr die pure Schönheit der Umgebung. Aber, wie schon so vieles vorher, haken wir auch dies als interessante Erfahrung ab.
Am Ende unserer Nordinseltour bricht zudem auch noch Michas Achsspanner. Zum Glück "findet" uns eine sehr nette Dame als wir in einem kleinen Ort nahe Wellington vor der Bibliothek sitzen. Sie erzählt uns von ihrem Mann, einem passionierten Radfahrer, und lädt uns zu einem Kaffee zu sich nach Hause ein. Es ist alles ganz unkompliziert. Ihr Mann leiht uns seinen Schnellspanner, bis wir einen neuen gekauft haben und schenkt uns, mit der Bitte den Schnellspanner wieder zurück zuschicken, viel Vertrauen. Zusammen mit einer Weihnachtskarte tritt der Spanner ein paar Tage später den Weg zurück nach Hause an.
So sind die Neuseeländer: unkompliziert und entspannt.