Neuseeland 31.10.14 - 30.01.15

Die abendlich Fährfahrt von der Hauptstadt Wellington zur Südinsel ist recht ruhig. Dort angekommen, fahren wir in die Nacht hinein, um zu einer freien Campingmöglichkeit zu kommen. Leider dürfen wir dort aber nicht bleiben. Man darf nur im Fahrzeug übernachten. Auf den freien Campingplätzen in Neuseeland erleben wir das öfter: Wohnwagen erwünscht, Zelten, trotz teilweiser vorhandener öffentlicher Toilette, verboten. Radfahrerfreundlich ist das nicht. Außer in den Touristenzentren finden wir trotzdem immer ein freies Plätzchen.



Wir fahren fast jeden Tag Rad, bewundern die abwechslungsreiche Natur und haben immer einen Blick auf das Wetter, das sich manchmal im Minutentakt ändern kann. Die häufigen Wetterwechsel rufen uns ins Bewußtsein, dass wir uns auf Inseln mitten im Südpazifik befinden. Ansonsten kann man das auch schon mal vergessen.
Die Neuseeländer sind immer nett und hilfsbereit. Maoris sehen wir nicht mehr so viele wie auf der Nordinsel. Dafür laufen uns jedoch viele Kaninchen über den Weg. Sie gelten hier als "Pest" (Ungeziefer). Genauso wie die Mäuse und Opossums, die überall gejagt oder mit Gift beseitigt werden. Es sind oftmals die eingeschleppten Tiere, die die natürliche Vogelwelt verspeisen. Naturschutz wird hier (auch in der Gesetzgebung) großgeschrieben und man bemüht sich sehr die ursprüngliche Flora und Fauna zu erhalten.



Doch so umweltbewusst Neuseeland im Allgemeinen auch sein mag, es gibt auch Schattenseiten.Oft steht, wie so oft und eigentlich überall, das liebe Geld im Vordergrund.
Die meisten Häuser sind schlecht wärmegedämmt. Bei neuen Häusern beginnt man die Dämmung zu verbessern und z.B. doppelt verglaste Fenster einzusetzen. Aber auch in der Baubranche gibt es einige schwarze Schafe, die vorgeben, ökologisch nachhaltig zu bauen und letztendlich doch die kurzfristig kostengünstigere Variante umsetzen.
Es wird immer mehr Weidefläche geschaffen, die zumeist für die Haltung von Rindern (und Schafen) genutzt wird. Deshalb kann man mittlerweile nicht mehr ohne Bedenken das Wasser aus den Bächen trinken, weil sich durch den Kuhdung Krankheitserreger verbreiten. Außerdem werden Giftpellets verstreut um die unerwünschte Säugetiere zu töten. Der Einsatz des Pestizids wird gesellschaftlich sehr kontrovers gesehen und ist ein sensibles Thema.



Lassen wir uns von diesem Exkurs aber nicht die allgemeine Stimmung vermiesen. Die neuseeländische Natur ist fantastisch, sehr abwechslungsreich und manchmal schlichtweg Atem beraubend. Viele Landschaftsformen, die man in verschiedenen Regionen der Erde sehen kann, gibt es hier kompakt beeinander: Sehr dichter Regenwald, karge Berglandschaften, schneebedecktes Hochgebirge, seichte grüne Hügel, kleine Inseln, Hochebenen. Die isolierte Lage Neuseelands sorgt für eine einmalige Flora und Fauna, die jedoch äußerst fragil bezüglich äußere Eindringlinge ist.



Neuseeland präsentiert sich uns als, leider oftmals eingezäuntes, Naturparadies und (für den gut zahlenden Besucher) riesiger Outdoor-Spielplatz. Viehhaltung und der "Schutz" von Privatbesitz führen dazu, dass es außer in Nationalparks fast überall Zäune gibt. Das Angebot (an kommerziellen) Aktivitäten ist schier unendlich. Auch wenn wir zur Touristenhochzeit im Sommer dieses wundervolle Land bereisen, finden wir immer noch abgeschiedene Wege. So können wir den Touristenströmen, die sich meist in Wohnwagen manifestieren, entkommen.



Wir schreiben diese Zeilen in Christchurch. In rund 24 Stunden werden wir das Land verlassen. Dann heißt es für uns: Zurück in die Zukunft, die in diesem Fall "Down Under" oder Sydney sein wird!