Pakistan 17.09.13 - 22.10.13
Etwa 80 km hinter der Grenze spuckt uns der Bus, den jeder Reisende auf der chinesischen Seite nehmen muss, in Sost aus. Nach den üblichen Formalitäten können wir endlich wieder auf die Sättel steigen. Wir befinden uns in einer spektakulären Bergwelt mit sehr netten und gleichzeitig zurückhaltenden pakistanischen Menschen.
Da unsere Visa ab Einreise 90 Tage gültig sind, haben wir das erste Mal seit dem Iran keinen Zeitdruck mehr. Das nutzen wir aus und genießen die einmalige Landschaft während wir lediglich 30 - 40 Kilometer pro Tag zurücklegen. Dort, wo es uns besonders gefällt, bleiben wir einfach ein paar Tage. Es ist genau das Richtige, um uns von den Strapazen Zentralasiens zu erholen.
Der Norden Pakistans, genauer gesagt das Hunza-Tal, ist einfach märchenhaft. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Berglandschaft ist überwältigend. Bisher ist es das schönste Fleckchen Erde, was wir je gesehen haben und beschließen sofort, dass wir irgendwann wiederkommen.
Hier oben im Norden scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Die Menschen führen ein einfaches, aber mit der Natur verbundenes Leben. Die meisten Dörfer und Städte erkennt man von weitem schlecht, weil scheinbar alles unter einer grünen Pflanzendecke liegt. Wir fühlen uns hier sehr sicher und genießen unsere vorerst letzten Tage des Zeltens auf Wiesen mit Ausblick und unter Apfelbäumen.
Leider dürfen wir aus Sicherheitsgründen ab Gilgit nicht mehr radeln, sondern müssen den Bus nehmen. So fahren wir mit dem Buskonvoi durch Kohistan, einer sehr konservativen Provinz, nach Mansehra. Dort bringt uns die Polizei im wahrscheinlich teuersten Hotel unter. Von dort aus bis zur indischen Grenze geht es leider nur noch mit Polizeieskorte weiter. Wir beschließen am nächsten Tag eine Nebenstraße nach Islamabad zu nehmen. Doch wir kommen nicht sehr weit. Wir hatten nicht bemerkt, dass unsere geplante Route ca. 20 km durch die Provinz Kashmir verläuft. Dafür hätten wir eine spezielle Erlaubnis, die wir natürlich nicht hatten, gebraucht. Also geht mit dem nächsten Polizeijeep den selben Weg wieder zurück nach Mansehra in dasselbe teure Hotel.
Am nächsten Tag starten wir einen neuen Versuch. Dieses Mal über die Hauptstraße. An einer der unzähligen Polizeikontrollen wird uns von den Beamten gesagt, dass unser Visum abgelaufen sei. Leider konnten wir die Polizisten nicht davon überzeugen, dass ihnen ein Fehler unterlaufen ist. So sitzen wir die nächsten zwei Stunden auf der Polizeiwache rum, weil man mit der Situation offenbar überfordert war und erstmal rumtelefonieren musste. Zum Schluss war es für die Polizei die einfachste Lösung uns in den Bus nach Islamabad zu stecken. Wir sollen doch bitte sofort zur deutschen Botschaft gehen und unser Visum verlängern. Dass die deutsche Botschaft dafür gar nicht zuständig ist, haben die ach so cleveren Polizisten wohl nicht gewusst. In der Hauptstadt waren wir dann im Innenministerium Pakistans. Dort hieß es, unsere Visa sind noch über zwei Monate gültig und wir sollen uns keine Gedanken machen. Danke an die Polizei in Abottabad, die uns um einen schönen Radelabschnitt gebracht hat!
In Pakistans Hauptstadt Islamabad waren wir so kurz wie möglich. Die netteste Erinnerung an diese Stadt ist der Besuch in der deutschen Botschaft. Dort bekamen wir seit langer Zeit endlich mal wieder Filterkaffee und ein interessantes Gespräch noch dazu.
Nun sind wir seit fast zwei Wochen in Lahore, der scheinbar chaotischsten Stadt in Pakistan. Es ist eine gute Vorbereitung auf Indien. Wobei alle, die bereits dort waren, sagen, dass in Indien alles noch und noch mehr ist. Also warten wir auf unser Visum und sind schon sehr gespannt auf unser nächstes Abenteuer. Glücklicherweise treffen wir im Hostel auf ein anderes deutsches Pärchen, das mit dem Jeep von Ulm nach Südostasien unterwegs ist: cruisertourost.blogspot.com