Südafrika 01.05.15 - 24.05.15

Es ist 10:40 Uhr Ortszeit am 1. Mai als der Großraumflieger aus Doha (Katar) die Landebahn des Flughafens in Kapstadt berührt. Fast zwei Tage Reise liegen hinter uns. Im äußersten Südwesten des afrikanischen Kontinents beginnt für uns ein neuer und grundsätzlich unterschiedlicher Radelabschnitt.

 

Wir verlassen Australien von Melbourne aus. Insgesamt waren wir ein halbes Jahr in "Down Under" und ein viertel Jahr beim Nachbarn in Neuseeland. Immerhin also insgesamt neun Monate in westlichen Kulturräumen, die dem deutschen recht nah sind. Dies wird sich von nun an gründlich ändern.

 

Bereits auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt passieren wir einige Townships. Für uns ist diese Form der Armut ein ungewohnter Anblick. Das letzte Mal sahen wir Vergleichbares in Südostasien vor etwa einem Jahr. Auch in den Wohngebieten der Stadt stellt sich ein leicht mulmiges Gefühl bei uns ein. Die meisten Häuser sind von hohen Mauern umgeben auf denen nochmals Elektrozäune installiert sind. Als Mitteleuropäer sind wir von diesem Anblick leicht verunsichert. Unser liebenswerter Gastgeber Gustav relativiert jedoch und meint, Kapstadt sei einer der sicheren Städte in Südafrika.

 

Da wir vom Rad fahren nicht genug bekommen können, machen wir eine geführte Fahrradstadtrundfahrt auf geliehenen Drahteseln. So "erfahren" wir einiges über die Geschicht und Kultur der Stadt und des Landes. In den folgenden Tagen können wir zudem das Auto unseres Gastgebers ausleihen und auf vier Rädern die städtische Umgebung erkunden. Kapstadt ist eine reizvolle Stadt, in der man ohne weiteres viel Zeit verbringen könnte. 

 

Auch die beiden Regionen "Western Cape" und "Northern Cape", die wir auf unserem Weg durch das Land durchqueren, gelten als unbedenklich. Diese Einschätzung wird durch folgende Gespräche mit anderen Südafrikanern bekräftigt und bestätigt sich letztendlich auch. Wir haben einen angenehmen und sicheren Aufenthalt. Allerdings meiden wir größere Städte und fahren durch dünn besiedelten Gebiete. Die Armut scheint (wie so oft) in den Städten akuter zu sein als auf dem Lande. Dass sie sich nahezu ausschließlich auf die dunkelhäutige Bevölkerung bezieht, bedarf eigentlich keiner weiteren Erklärung.

 

Die großen Distanzen, schnell sind es 100km und mehr zwischen den Ortschaften, und die hohen Temperaturen sind wir bereits aus Australien bestens gewohnt. Ein radfahrerisches und landschaftliches Highlight ist das immer weitere Eindringen in die Kalahari-Wüste. Sie wird uns noch eine ganze Zeit weiter begleiten. In ihr fahren wir auf der Strecke für Geschwindigkeitstests namenhafter deutscher Autohersteller. Die Testboliden dürfen hier mit einer Sondergenehmigung auf einer gut asphaltierten Straße bis zu 250 km/h erreichen. In der Kalahari überqueren wir auch die Grenze zu Namibia, dem nächsten Land auf unserer Route.

 

Wir genießen die weiten offenen Flächen und die Einsamkeit, die uns eindrücklich vermitteln, was wir zu jeder Zeit sind: kleine zerbrechliche Wesen auf einem immensen Planeten. Mit diesen, zugegeben etwas pathetischen, aber nichtsdestotrotz, zutreffenden Ansichten schließen wir diesen Eintrag im Reisebuch und werden uns aus den Weiten Namibia wieder bei Euch melden.